„Le petit Paradis“ – eintauchen in eine andere Welt
„Es war einmal“, so fangen alle Märchen an und so wollen wir auch das Porträt unseres Gartens starten.
Es war einmal ein Bauerngarten. Ein Kleinbauernhaus, bewohnt von bis zu 13 Personen, Stallungen, Scheunen, Schuppen und hinter der großen Fachwerkscheune öffnet sich das Scheunentor zum Bauerngarten. Gleich linkerhand, wenn man den Garten betrat, stand eine Meerrettichpflanze, sie sollte auch das Anwesen vor Ungemach beschützen.
Fast all das gibt es nicht mehr, so wie damals im Jahr 1802. Die Nebengebäude sind verschwunden, das Fachwerkhaus, es war fast zur Ruine verfallen, ist neu entstanden, nur der uralte Meerrettich steht noch an seinem Platz, so wie damals.
Gerne würden wir ihn erzählen lassen, aber er verrät uns nicht, was er in über 220 Jahren erlebt hat.
Was wissen wir? In den 1970 Jahren fiel der Garten brach, „Unkraut“ machte sich breit und im Frühsommer wurde er zur Margeritenwiese. Dann, 1980, bekam er einen neuen Eigentümer. Der Meerrettich hatte Angst um sein Leben, denn hinter seinem Rücken verschwanden die Ruinen der Scheunen und Stallungen. Aber wenn er nach vorne schaute, sah er wieder Menschen die die Scholle beackerten.
Kartoffel als Pionierpflanzen um die Quecken zu besiegen, viel Gemüse und Sommerblumen für die Friedhofssträuße. Hinter seinen Rücken begann es zu gackern. Was soll denn das, dachte er, die Hennen waren doch bisher nur zu meiner Linken?
Jahr für Jahr änderte sich sein Umfeld. Vor seinen Augen begrüßten ihn die ersten Rosenstöcke, Kräuterbeete wurde angelegt und hinter ihm stand plötzlich ein kleines Gewächshaus. „Wie gut das tut“, dachte er, „Endlich kann ich mich wieder aufwärmen“.
Neue Bäume zogen ein, neue Wege wurden angelegt und immer mehr fremde Stimmen waren zu hören. Die Brache hatte sich in einen bezaubernden Garten verwandelt und verschmolz mit dem Nachbargarten zu einer Oase, mitten im Dorf.
Dann ging es ab 2003 richtig rund. Seit dem Jahr 2003 beteiligten sich die Gartenbesitzer an der Aktion „offenen Gärten Pfalz und Elsass“. Leider „starb“ diese wunderbare Gemeinschaftsaktion mit der Corona Pandemie im Jahr 2020.
Doch für die Gartenbesitzer war das kein Grund aufzugeben, besuchten doch jährlich mehrere hundert Menschen den Gartentraum. Im Jahr 2020 bekam mein Garten dann einen Namen und seit dem wohne ich im „Le petit Paradis“, dem kleinen Gartenparadies, mitten in Rheinzabern.
Sie wollen wissen wie das Paradies heute aussieht?
Betreten Sie das Anwesen durch das grüne Hoftor schweift ihr Blick nicht weit. Viele Kübelpflanzen und eine geschmackvolle Dekoration bremsen die Schritte und bannen die Augen.
Ein paar Meter weiter plötzlich ein Gitterverschlag, ein „Gehege“ für die Hauskatzen, damit sie nicht auf der vielbefahrenen Straße zu Tode kommen. Aber dieses Gitter ist das Rankgerüst für „Bobbie James“, eine riesige Ramblerrose, die Jahr für Jahr Ende Mai bis Mitte Juni mit zehntausenden Blüten ein Naturschauspiel aufführt.
Weiter führt der Weg an einem stattlichen Feigenbaum vorbei, wieder neue Eindrücke, kleine Sitzplätze, Brunnen plätschern, Wasser rauscht und wieder ist man in einem neuen Gartenraum.
Das zeichnet den Garten aus, viele kleine Gartenräume, die zum Verweilen und zum Träumen einladen. Der Himmel über dem mit einem alten französischen Gartentor begrenzten Sitzplatz ist Anfang Juni weiß und violett eingefärbt. Dort verschmelzen die Blüten von „Bobbie James“ mit denen von „Veilchenblau“, einer weiteren Ramblerrose.
Rechts ein kleiner Teich, links die alte Scheune des Nachbargartens, drei Stufen hoch, vorbei an zwei hochstämmigen Apfelbäumen, dann sehen Sie mich, den alten Meerrettich am Rande des Gewächshauses.
Sehen sie vor sich den Rosenbogen? Sie müssen im Juli kommen, wenn die wilde Clematis blüht, ihr Duft ist der Wahnsinn. Und wie geht es hinter dem Rosenbogen weiter? Oh je, ich glaub ich werde müde und so langsam steigt die Abenddämmerung herauf.
Blicken Sie schnell gerade aus, am Ende des Weges, sehen Sie die blaue Philosophenlaube, von ihr aus hat man den schönsten Blick über das kleine Paradies. Bis dahin führen die Schritte an einem riesigen Rosmarinstrauch vorbei, am Szechuan Pfeffer, am Katzenfriedhof, an weiteren der rund 60 Rosenstöcke. Jetzt muss ich mich kurz setzen, in die Gartenlaube, das blaue Wunder.
Sie wollen noch mehr wissen. Nun gut, ich raffe mich auf. Weiter geht’s nach rechts in den Nachbargarten. Dort liegt das Hauptaugenmerk auf der Selbstversorgung. Gemüse, Tomaten, Salat, Kartoffel, was der Mensch so braucht. Aber überall dazwischen Blumen, Rosen, Stauden, Sträucher.
Ich soll mich kurz fassen, na gut, ich versuche es:
„Le petit Paradis“ ist auf 700 m² ein Gartenparadies, eine Mischung aus gepflegter Wildnis und gelenkter Natur. Es bietet Nahrung für Mensch und Tier, von der Ameise bis zum Huhn. Auch für alle Sinne ist gesorgt, für die Augen die Blumen, für die Nase der Rosenduft, für den Gaumen die leckeren Maulbeeren und für den Tastsinn die Brennnessel.